Holzhaus bauen – Kosten, Vorteile und Nachteile

Holzhaus
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    Holz wird seit Urzeiten als Baustoff verwendet und hat bis heute nichts von seiner Beliebtheit verloren. Als nachwachsender Rohstoff bringt Holz im Hausbau im Grunde nur positive Eigenschaften mit. Laut dem jährlichen Jahresbericht des Berufsverbandes Holzbau Deutschland für 2021 lag die Quote für die Genehmigung von Holzhäusern, bzw. für Häuser, bei denen Holz den Hauptbaustoff stellt, im Bundesdurchschnitt bei 20,4 %. Im Nichtwohnbau lag der Anteil sogar noch ein halbes Prozent höher.

    Holzhaus ist dabei nicht gleich Holzhaus. Neben dem Anteil an Fertighäusern, die zum Großteil in Holzständer- oder Holztafelbauweise errichtet werden, gibt es auch Bauherrn, die sich für ein individuell geplantes Haus aus Holz, zum Beispiel als Blockhaus, entscheiden. 

    Holzhaus – Das passende Baumaterial

    Holz ist ein nachwachsender Rohstoff und damit per se erst einmal umweltfreundlich und nachhaltig. Die ausgezeichneten bauphysikalischen Eigenschaften sowie das behagliche Ambiente, das beim Wohnen im Holzhaus entsteht, sprechen ebenso für dieses Baumaterial. Für Holzhäuser kommen neben Vollholz für die tragende Konstruktion in vielen Fällen auch Holzwerkstoffe wie zum Beispiel Holzfaserplatten zum Einsatz.

    Vollholz – Qualitätsholz für die tragende Konstruktion

    Als Material für Holzhäuser wird – unabhängig von der Konstruktion – hochwertiges Vollholz, das sogenannte Konstruktionsvollholz nach DIN EN 15497 verwendet. Während dieses Holz für die Wände und als Deckenbalken zum Einsatz kommt, werden für Unterzüge, Träger und weitere Spannweiten Duo- oder Triobalken nach DIN EN 14080, sogenanntes Balkenschichtholz, eingesetzt. Diese Balken bestehen aus zwei bis neun Einzelhölzern, die miteinander verklebt sind und so größere Spannweiten überbrücken können. Die Qualitätshölzer sind maßgenau mit geringen Toleranzen gefertigt. Das bringt nicht nur Vorteile bei maschinellen Vorfertigung, sondern auch für die Dichtheit des Gebäudes und damit für dessen Langlebigkeit.

    Holzwerkstoffe

    Holzwerkstoffe bestehen vorwiegend oder ganz aus Holz, aber auch aus Furnier, Spänen oder Fasern. Mit Hilfe von Klebern und speziellen Verfahren entstehen meist plattenförmige Baustoffe wie zum Beispiel Holzfaserdämmplatten, OSB-Platten, Mehrschichtplatten, Brettsperrholz oder Holzwolle-Leichtbauplatten (auch als Sauerkrautplatten bekannt). Je nach verwendetem Bindemittel bleiben die positiven Eigenschaften von Holz erhalten oder gehen ganz oder teilweise verloren. 

    Holzschutz

    Insbesondere beim Holzhaus spielt der Holzschutz eine wichtige Rolle. Unterschieden wird zwischen chemischem und konstruktivem Holzschutz. Für den chemischen Holzschutz kommen Holzschutzmittel zur Anwendung, die durch eine biozide Ausrüstung das Holz vor Algen-, Pilz- und Schimmelbefall schützen. Bei der Auswahl des Holzschutzmittels sollte ein hohes Augenmerk auf Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit gelegt werden. Chemische Holzschutzmittel sind als Lacke, Lasuren, Farben, Öle und Wachse erhältlich. Allen Produkten gemein ist, dass sie in regelmäßigen Intervallen nachgestrichen werden müssen, damit die Schutzwirkung dauerhaft erhalten bleibt.

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    Die Konstruktion für Ihr Holzhaus

    Für Holzhäuser sind verschiedenste Konstruktionen denkbar, die untereinander nicht immer trennscharf abzugrenzen sind. So zählen auch Fertighäuser, die in der Regel in Holzständer- oder Holzrahmenbauweise errichtet werden, zu den Holzhäusern, bringen jedoch die Vorteile eines echten Holzhauses oft nur teilweise zur Geltung. Denn auch wenn Holz das vorwiegend verwendete Material ist, verringert sich dessen positive Auswirkung auf das Wohnklima durch Verkleidungen, Dämmstoffe und andere Ausbaumaterialien.

    Holzrahmenbau/ Holzständerbau/ Holztafelbau

    Bei diesen Bauweisen wird eine tragende Konstruktion aus Holz errichtet, die anschließend mit Dämmung ausgefüllt und von beiden Seiten mit Platten verkleidet wird. Die sogenannte Beplankung schließt zum einen das Innenleben der Wand ab, zum anderen verleiht sie der Konstruktion die nötige Steifigkeit und ist maßgeblich für die Tragfähigkeit der Rahmen, bzw. des Skeletts verantwortlich. Diese Bauweisen kommen meistens in Verbindung mit einem Fertighaus in Frage, bei dem die einzelnen Wand- und Deckenelemente ganz oder teilweise im Werk vorproduziert und anschließend auf der Baustelle montiert werden.

    Blockhausbau

    Blockhäuser gehören zu den ältesten Bausystemen überhaupt und an der Konstruktion hat sich bis heute nicht besonders viel verändert: Die Wände eines Blockhauses werden aus massiven, übereinander gesetzten Balken, Rundhölzern oder sogar Naturstämmen errichtet. Meistens wird dafür Nadelholz verwendet. Die Hölzer müssen verschiedene Kriterien erfüllen:

    • Holzfeuchte 15 +/- 3 %
    • kerngetrennt
    • maßhaltig mit einer Querschnittstoleranz +/- 1 mm
    • festigkeitssortiert nach DIN 4074-1, S 10

    An den Ecken und in den Anschlussbereichen wird die Konstruktion durch bewährte Holzverbindungen wie die Schwalbenschwanzverbindung oder Fingerzinken kraftschlüssig aneinandergefügt. Die Eckverbindungen geben dem Blockhaus sein charakteristisches Gesicht. So entsteht ein durch und durch massives Holzhaus, das die Materialvorteile komplett ausspielen kann. Um den nach dem Gebäudeenergiegesetz geforderten Wärmeschutz zu liefern, müssen die Außenwände des Blockhauses aus entsprechend dicken Querschnitten bestehen, in der Regel sind das mindestens 23 cm. 

    Als Deckenkonstruktion für Ihr Blockhaus sind Holzbalkendecken die erste Wahl, hinsichtlich der Dachkonstruktion sind Sie in der Wahl frei. Das Dach eines Blockhauses unterscheidet sich nicht von anderen Haustypen. Dies gilt ebenso für alle anderen Ausstattungselemente wie Böden, Bekleidungen und die technischen Installationen, wobei für Einbau und Verlegung besondere Regeln beachtet werden müssen. Insbesondere gleitfähige Anschlüsse sind wichtig, da sich die Holzbalken mit der Zeit setzen und die Leitungen und Anlagen mitgehen müssen.

    Um den Blockhauscharakter zu erhalten und gleichzeitig Holz einzusparen, sind die Außenwände von Blockhäusern häufig mehrschalig aufgebaut: Zwischen zwei Blockbohlenwänden ist eine Wärmedämmung eingebaut. Eine weitere Variante ist eine Außendämmung auf den Wänden, durch die allerdings der Blockhauscharakter in der Außenansicht verloren geht.

    Blockbohlenbauweise

    Von echten Holzhausfans wird die Blockbohlenweise meist als Mogelpackung bezeichnet. Dabei handelt es sich im Grunde um eine Holzständer- oder Holzrahmenkonstruktion wie bei anderen Fertighäusern auch, die auf der Außenseite mit 6 bis 7 cm starken Blockbohlen verkleidet wird. Von außen sieht dieses Holzhaus dann für das ungeübte Auge wie ein echtes Blockhaus aus. Die nichttragende Blockbohlenkonstruktion wird zuerst aufgestellt, anschließend erfolgt der Aufbau der innenliegenden, tragenden Wandkonstruktion.

    Konstruktiver Holzschutz

    Als konstruktiver Holzschutz werden Konstruktionen bezeichnet, die außenliegende Holzbauteile vor der Witterung schützen, ohne dass dafür zwangsläufig chemische Holzschutzmittel zum Einsatz kommen. Damit das Ziel – nämlich den Schutz des Holzes und damit eine längere Lebensdauer – erreicht werden kann, muss der konstruktive Holzschutz bereits bei der Hausplanung im Blick behalten werden. Wichtige Maßnahmen sind zum Beispiel:

    • Die Wahl des richtigen Holzes für Außenbauteile wie zum Beispiel Lärche, Douglasie oder Eiche als Kernhölzer
    • Die Hinterlüftung von Holzfassaden für ein schnelles Abtrocknen von Feuchtigkeit
    • Die Vermeidung von Staunässe
    • Der Schutz von Hirnholzseiten durch hinterlüftete Metallprofile
    • Große Dachüberstände und Vordächer
    • Sockelausbildung mit 30 cm Spritzschutz

    Die maßgebliche Norm für den konstruktiven Holzschutz ist die DIN 68800. Dort sind die möglichen baulichen Maßnahmen für die einzelnen Gebrauchsklassen (GK 0 -GK 4) beschrieben. Die Gebrauchsklassen beschreiben, wie stark ein Holzbauteil durch die Witterung beansprucht wird: So gehört innen verbautes und ständig trockenes Holz in die GK 0, während Holz, das dauerhaft mit dem Erdreich oder mit starker Feuchtigkeit in Berührung kommt, der GK 4 zugeordnet ist.

    Hier können Sie mehr über die Holzbauweisen erfahren

    Holzhaus Varianten

    Neben den Klassikern unter den Holzhäusern gibt es noch etwas exotischere Varianten, bzw. Mischformen wie Holz-Lehm-Bau-Häuser. Diese Häuser bestehen aus einer Rahmen-, bzw. Tragwerkskonstruktion aus Holz, zum Beispiel in Holzständerbauweise, die Gefache sind mit Lehmsteinen ausgemauert, ebenso besteht die innere Beplankung aus Lehm in Form von Lehmbauplatten. Diese Bauweise eignet sich ideal für Wandheizungen. Auf der Außenseite schützt eine hinterlüftete Fassade die Konstruktion für Feuchtigkeit und Witterungseinflüssen. Andere Hersteller verbinden Vollholzelemente als Brettstapelelemente für die Tragkonstruktion mit Lehmbauplatten zur Innenverkleidung. Unabhängig von der Konstruktion liefert die Verbindung dieser beiden nachhaltigen Naturbaustoffe insbesondere hinsichtlich des Wohnklimas und des Klima- und Umweltschutzes.

    Vorteile des Holzhauses

    Die Vorteile eines Holzhauses betreffen nahezu jede Konstruktion, bei der die Innenräume in direktem Kontakt mit dem Baustoff kommen. 

    • Holz ist als nachwachsender Rohstoff nachhaltig und recyclingfähig und damit umwelt- und klimafreundlich.
    • Der geschlossene Rohbau ist in wenigen Tagen errichtet, dies reduziert die Gefahr von Bauzeitverzögerungen.
    • Das Phänomen der Neubaufeuchte und das damit verbundene Trockenwohnen entfällt fast vollständig.
    • Holz ist ein vielseitiger Baustoff, der eine Vielzahl freier Gestaltungsmöglichkeiten eröffnet. 
    • Holzhäuser erzielen sehr gute Dämmwerte und gehören damit ohne weitere aufwendige Maßnahmen zur Gruppe der Energiesparhäuser. Dies bringt Vorteile bei der Finanzierung.
    • Durch seine offenporige Struktur ist Holz in der Lage, Feuchtigkeit aufzunehmen und wieder abzugeben. Dies sorgt für ein angenehmes Wohnklima mit optimaler Luftfeuchtigkeit.

    Nachteile des Holzhauses

    • Planungs- und Ausführungsmängel im Bereich der Dichtheit und des Feuchteschutzes wirken sich langfristig negativ aus, führen zu Schäden an der Bausubstanz und können nur mit großem Aufwand behoben werden.
    • Außenfassaden aus Holz müssen regelmäßig mit Holzschutzmittel behandelt und gepflegt werden.
    • Die Lebensdauer eines Holzhauses ist möglicherweise im Vergleich zum Massivhaus geringer. Ob dies so ist, hängt jedoch von der Qualität sowie der gewählten Konstruktion ab und ist nicht bewiesen.
    • Holzhäuser, insbesondere Fertighäuser, verfügen über einen schlechteren Schallschutz sowohl was Lärmbelästigung von außen als auch die Hellhörigkeit zwischen den Innenräumen angeht.

    Lesen Sie auch unseren Haus bauen Guide!

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    Baupartner fürs Holzhaus

    Entscheiden Sie sich für ein klassisches Holzhaus als Fertighaus, sind Fertighausanbieter oder auch Bauträger Ihre Baupartner. Sie kaufen das Haus, bzw. Haus und Grundstück, beteiligen sich in der Planungsphase mit der Gestaltung und nehmen nach der Fertigstellung und Abnahme den Schlüssel in Empfang. Möchten Sie mehr Hand an Ihr Haus anlegen, können Sie sich für ein Bausatzhaus oder eine andere Ausbauvariante als Blockhaus oder Blockbohlenhaus entscheiden. In diesem Fall wird der komplette Bausatz mit allen Einzelelementen und Befestigungsmittel geliefert, den Zusammenbau erledigen Sie selbst nach der beigefügten Montageanleitung. Falls Sie sich für dies Bausatz-Variante entscheiden, sollten Sie einen Richtmeister mitbeauftragen. Dies ist ein erfahrener Zimmermann, der Sie bei der fachgerechten Montage des Hauses berät und tatkräftig unterstützt.

    Was kostet ein Holzhaus?

    Die Antwort ist einfach und kompliziert zugleich: Es kommt darauf an. Jedes Haus hat seine individuellen Eigenschaften und damit auch einen individuellen Preis. Größe, Gestaltung, Dachform, Region, Anbieter und Ausstattung bestimmen, wie teuer Ihr Eigenheim aus Holz am Ende wird. Generell können Sie auch beim Holzhaus die Durchschnittspreise pro m² als ganz grobe Hausnummer ansetzen und die bewegen sich zwischen 1.500 in Bremen und 2.300 Euro in Hamburg (Quelle: Preisspiegel LBS – Markt für Wohnimmobilien).

    Quellen:

    https://www.holzbau-deutschland.de/aktuelles/lagebericht_und_statistiken/

    https://www.holzbauwelt.de/holzbauweisen.html

    https://www.baunetzwissen.de/fassade/fachwissen/materialien/holz-konstruktiver-holzschutz-2458197

    https://informationsdienst-holz.de/fileadmin/Publikationen/2_Holzbau_Handbuch/R05_T02_F02_Holzschutz_Bauliche_Massnahmen.pdf

    https://informationsdienst-holz.de/publikationen

    https://dachverband-lehm.de/pdf/DVL_Holz-und-Lehm_webversion.pdf

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