Ein Fachwerkhaus bauen – das sollten Sie beachten

Fachwerkhaus
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    Fachwerkhäuser sind eine Mischung verschiedener Materialien: Holz stellt die Tragkonstruktion in Form eines Skelettbaus, die Gefache sind mit Ziegelsteinen ausgefacht, die anschließend verputzt werden oder als Sichtmauerwerk erhalten bleiben. Die historischen Fachwerkhäuser, die heute in den Altstädten häufig unter Denkmalschutz stehen, sind oft hunderte von Jahren alt.

    Die Ausfachung dieser historischen Bauten besteht häufig noch aus Lehmsteinen, das Fundament aus Feldstein. Auch im Neubaubereich kommen Fachwerkhäuser nach und nach wieder in Mode. Das Bauprinzip ist das Gleiche wie zu den Anfangszeiten dieses Haustyps. Allerdings hat sich natürlich auch vieles verändert, um das Haus an die heutigen Anforderungen – insbesondere an die Energieeffizienz – anzupassen. 

    Kleine Fachwerkhaus-Geschichte

    Die historischen Fachwerkhäuser, wie wir sie kennen, entstanden aus einfachen Pfostenbauten und Hütten aus Holz. Das Prinzip des Fachwerkhauses war bereits den Römern bekannt, etwa ab dem 13. Jahrhundert entstanden auch in Deutschland mehr und mehr Häuser dieses Typs, von denen einige heute noch bestehen und bewohnt werden. Das vermutlich älteste Fachwerkhaus Deutschlands steht in Quedlinburg in Sachsen-Anhalt.

    Das für die Tragkonstruktion verwendete Holz wurde zum Teil auf das Jahr 1215 datiert. Für die lange Haltbarkeit dieses Haustyps gibt es mehrere Gründe: Einer ist das stabile Fundament, dass neben seinem Beitrag zur Tragfähigkeit verhindert, dass die Holzkonstruktion Kontakt mit dem Erdreich und damit mit Feuchtigkeit hat. Zum anderen ist die Holzkonstruktion ausgesprochen stabil und es ist möglich, einzelne Hölzer auszuwechseln oder zu verstärken. Sicherlich spielt auch die damals noch gute Durchlüftung, die heute ein Manko darstellt, eine Rolle bei der langen Lebensdauer. Feuchtigkeit im Haus konnte problemlos wieder abtrocknen.

    Mit der Einführung moderner Baustoffe und im Zuge der Industrialisierung sind Fachwerkhäuser nach und nach aus der Mode gekommen. Steigende Handwerkerlöhne machten es wirtschaftlicher und natürlich günstiger, Häuser zu entwickeln, die schneller und einfacher mit weniger Bauabschnitten zu errichten sind. Allerdings erlebt das Fachwerkhaus in den letzten Jahren eine Renaissance: Der Bedarf steigt und viele Unternehmen haben sich auf diesen Haustyp spezialisiert, zum Teil unter Verwendung traditioneller Konstruktionen und mit viel Liebe zum Detail. Nach Schätzungen werden um die 5 % der Neubauten in der traditionellen Fachwerkbauweise errichtet. 

    Material

    Die Hauptmaterialien beim Fachwerkhaus sind Holz und Mauerziegel, bzw. Mauersteine. Als Holz für die äußere Tragkonstruktion wird häufig die widerstandsfähige und fast unzerstörbare Eiche verwendet, im Innenbereich kommen auch Konstruktionsvollholz als Nadelholz und Balkenschichtholz zum Einsatz. Nichttragende Wände sind wahlweise auch in Trockenbauweise möglich, ganz klassisch als Gipskarton-Ständerwände, aber auch aus Holz oder Lehm. Die Ausfachungen des Tragwerks bestehen aus Mauerziegeln für Sichtmauerwerk oder auch aus Kalksandstein oder Porenbeton bei verputzten Fachwerkhäusern. Für eine moderne Optik und viel Licht im Haus können die Gefache zum Teil auch in Glas ausgeführt werden. Legen Sie Wert auf Traditionen oder planen Sie ein Ökohaus, kommt die traditionelle Bauweise mit Lehm in Frage.

    Da sich die Wandstärke nach dem Querschnitt der tragenden Holzkonstruktion richtet, muss eine zusätzliche Dämmebene, meist als Innendämmung um den Fachwerkcharakter zu erhalten, installiert werden. Damit lassen sich die heute hohen Anforderungen des Gesetzgebers an die Energieeffizienz leicht erreichen. Im Inneren sind moderne Fachwerkhäuser ebenfalls vom Material Holz, zum Beispiel für Decken und Fußbodenbeläge geprägt. Insbesondere die Hölzer für das Fachwerkhaus werden im  Werk auf Maß geschnitten und bis zum Aufbau witterungsgeschützt gelagert.

    Konstruktion

    Die Tragkonstruktion beim Fachwerkhaus besteht aus einem Holzskelett, das gleichzeitig die Form des Hauses bestimmt. Die Bestandteile der Konstruktion übernehmen verschiedene Funktionen:

    • Die senkrechten Pfosten oder Stützen tragen senkrechte Lasten ins Fundament ab.
    • Die waagrechten Riegel und Schwellen verteilen die Lasten auf die Stützen.
    • Schräge Hölzer steifen die Konstruktion aus und verhindern, dass sich die Bauteile gegeneinander verschieben.
    • Die Deckenkonstruktion im Holzskelettbau steift das System aus.

    Senkrechte und waagrechte Hölzer sind in einem bestimmten Raster angeordnet, die Rasterfelder bilden gleichzeitig den Abschluss für die geplanten Fenster und Türen und strukturieren die Fassade optisch. Dadurch entsteht der klassische Fachwerkeffekt. Der Dachstuhl ist Teil der Skelettbaukonstruktion, wird wie bei anderen Häusern auch meist als Sparrenkonstruktion aufgesetzt und mit dem übrigen Tragwerk kraftschlüssig verbunden. Die Verbindung der einzelnen Holzelemente erfolgt entweder ganz klassisch über zimmermannsmäßige Verbindungen wie Schwalbenschwanz oder Fingerzinken oder auch in Form von zeitgemäßen Holzverbindern aus Stahl, die statisch so gewählt werden, dass sie die Lasten übertragen können. Die Ausmauerung der Gefache dient dabei ausschließlich dazu, die Mauern zu schließen, übernehmen also eine Schutzfunktion und leisten einen Beitrag zum Wärmeschutz. Eine tragende Funktion übernehmen Mauersteine und Co – anders als beim Holzständer- oder Holzrahmenbau – beim Fachwerkhaus nicht. 

    Ob die tragende Holzkonstruktion in den Innenräumen sichtbar ist oder nicht, ist wiederum reine Geschmackssache. Ebenso kann eine komplette Innenverkleidung in Trockenbauweise gewählt werden, allerdings geht dann zumindest in Bezug auf das Wohnambiente der Fachwerkcharakter verloren.

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    Fachwerkhaus Gründung

    Gegründet wird das Fachwerkhaus auf einem Fundament als Streifenfundament oder tragender Bodenplatte, auf das eine Fußschwelle als unterer Abschluss des Fachwerks verschraubt wird. An dieser Stelle hat die Holzkonstruktion Kontakt zum Boden, deshalb ist eine fachgerechte Ausführung, die eine Durchfeuchtung verhindert, besonders wichtig. Umgesetzt wird dies durch ein entsprechend geeignetes Holz, zum Beispiel Eiche und/ oder durch den Einsatz imprägnierter Hölzer und entsprechender Abdichtungsmaßnahmen.

    Haustechnik fürs Fachwerkhaus

    Auch im Fachwerkhaus kommen moderne haustechnische Anlagen für die Raumwärme zum Einsatz. Wärmepumpen, Wand- und Fußbodenheizungen oder die Solaranlage auf dem Dach versorgen Haus und Bewohner mit umweltschonender Energie aus erneuerbaren Quellen. In Kombination mit einer guten Wärmedämmung wird so auf dem modernen Fachwerkhaus ein Energiesparhaus, das durch ein gutes Raumklima, niedrige Betriebskosten und attraktiven Fördermöglichkeiten vom Staat punktet. 

    Konstruktiver Holzschutz

    Holz reagiert auf Witterungseinflüsse, insbesondere auf UV-Strahlung und Feuchtigkeit. Während das UV-Licht bei unbehandeltem Holz zum Vergrauen führt, schädigt anhaltende Feuchtigkeit das Material und begünstigt den Befall mit Algen, Pilzen oder Schimmel. Auch holzschädigende Insekten haben dann leichteres Spiel. Als Schutz kann Holz entweder chemisch behandelt oder durch die Konstruktion an sich geschützt werden. Für den konstruktiven Schutz gibt es eine extra Norm, die DIN 68800. Dort ist das Holz je nach seiner Einbausituation in unterschiedliche Gebrauchsklassen eingeteilt, für die die DIN verschiedene Schutzmaßnahmen vorschreibt. Gängige Maßnahmen im konstruktiven Holzschutz sind die Verwendung widerstandsfähiger und/ oder imprägnierter Hölzer, der Schutz von Anschlüssen und Hirnholzflächen sowie große Dachüberstände und Vordächer.

    Varianten des Fachwerkhauses

    Planung und Bau eines echten Fachwerkhauses sind aufwändig, fehleranfällig und teuer. Möchten Sie dies umgehen und trotzdem ein Haus bauen, dass zumindest optisch an das traditionelle Fachwerkhaus erinnert, haben die Hersteller eine Lösung entwickelt: Die Fachwerkoptik entsteht durch eine vorgestellte Fassade, hinter der sich alle denkbaren Haustypen verbergen können – auch ein Fertig- bzw. Holzständerhaus. Die Fachwerkfassade besteht aus einer Holzkonstruktion, die allerdings keine tragenden Eigenschaften hat, sondern lediglich der Optik dient. Auch hier werden die Gefache ausgemauert, das Mauerwerk wird anschließend als Verblend- oder Sichtmauerwerk verfugt oder verputzt – ganz nach Ihrem persönlichen Vorstellungen oder auch nach den Vorgaben der Gemeinde aus dem Bebauungsplan. Im Unterschied zum echten Fachwerkhaus sind die gewählten Holzquerschnitte geringer und das Raster deutlich größer gewählt. Die vorgestellte Fassade wird mit Mauerankern an den innenliegenden tragenden Wänden befestigt und dient als Gestaltungselement und Witterungsschutz. Da der Begriff nicht geschützt ist, bezeichnen Hausanbieter auch die „Fake“-Häuser oft als Fachwerkhaus, obwohl es sich dabei nur um eine optische Fassadenvariante handelt. 

    Vorteile des Fachwerkhauses

    • Beständige Konstruktion mit langer Lebensdauer
    • Gute Schall- und Wärmedämmung
    • Gesundes Wohnklima
    • Energiesparende und/ oder ökologische Bauweise möglich
    • Wertsteigerung und hoher Wiederverkaufswert

    Nachteile des Fachwerkhauses 

    • Häufig deutlich teurer als andere Haustypen
    • Aufwendige Planung und Konstruktion
    • Lange Bauzeiten
    • Mögliche Probleme bei der Genehmigung durch von der vorhandenen Bebauung abweichende Optik (zum Beispiel in Neubaugebieten)
    • eventuell erforderlichen energetischen Nachrüstungen nur schwer ohne Verlust des Fachwerkcharakters umsetzbar

    Baupartner fürs Fachwerkhaus

    Individuelle Planungen mit dem Architekten, Hausanbieter, die sich auf Fachwerkhäuser spezialisiert haben und vereinzelt auch Bauträger können Ihnen bei der Umsetzung Ihre Fachwerktraums zur Seite stehen. In jedem Fall ist es wichtig, darauf zu achten, dass der Baupartner sich mit den speziellen Herausforderungen bei der Planung und Ausführung eines Fachwerkhauses auskennt. Noch mehr als bei anderen Haustypen sollten Sie mögliche Firmen genau prüfen und wenn möglich, Musterbauten und Referenzobjekte vorab besichtigen.

    Was kostet ein Fachwerkhaus?

    Auch bei den Kosten fürs Fachwerkhaus spielt die individuelle Planung eine wichtige Rolle. Hausgröße und -Konstruktion, Standort und gewählter Anbieter sind neben der Ausstattung wichtige Einflussfaktoren. Generell ist dieser Haustyp jedoch teurer als ein Massivhaus in gleicher Ausstattung und Größe. Dies ist durch die Mehrarbeit und damit die höheren Arbeitskosten begründet. 

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